Vom Sportstudenten zum Nationalkaderathleten – so lautet die ungewöhnliche Laufbahn von Dominik Čertov. Inzwischen wurde der Gewichtheber mehrfacher Staatsmeister, holte sieben Medaillen bei internationalen Wettkämpfen und trat in den Spitzensportkader der Justizwache ein.
Was ihn in den Leistungssport geführt hat, welche entscheidende Rolle das Studium für seine sportliche Entwicklung gespielt hat und welche neuen Möglichkeiten ihm das Förderprogramm der Justizwache eröffnet, das erzählt er in unserem Interview.

Der Weg in den Leistungssport
Als Dominik Čertov sich für ein Sportwissenschaftsstudium an der Universität Wien einschrieb, war er ein passionierter Hobbysportler, der die Prozesse hinter Bewegungsabläufen und Höchstleistungen besser verstehen wollte. Sein Weg zum Gewichtheben begann, als er Crossfit für sich entdeckte. Schon bald trainierte er leistungsorientiert und wurde selbst als Trainer tätig. Dabei begeisterten ihn am meisten die Elemente aus dem Kraftsport.
„Ich wurde neugierig, einmal an einem reinen Gewichthebewettkampf teilzunehmen“, erinnert sich der Kärntner an seine Anfänge. „Die Möglichkeit ergab sich bei den Akademischen Meisterschaften – und ich konnte auf Anhieb gewinnen.“
Daraufhin meldete er sich in einem Verein an und es ging Schlag auf Schlag weiter: „Ich habe immer mehr Wettkämpfe gemacht, schließlich das Kaderlimit geschafft und an meiner ersten EM teilgenommen. Jetzt, einige Jahre später kann ich sogar vom Gewichtheben leben – ein Traum wurde wahr.“
Studium als Schlüssel zum Fortschritt
In seiner noch jungen Leistungssportkarriere erwies sich das laufende Sportwissenschaftsstudium als entscheidender Erfolgsfaktor. „Ich habe mir immer wieder bewusst die Frage gestellt: Wie werde ich durch mein Studium besser in meiner Sportart? So konnte ich extrem viel aus den Lehrveranstaltungen mitnehmen.“

„Vorträge über Krafttraining, aber gerade auch über Ernährung, Schlaf und Sportpsychologie haben mir wichtige Grundlagen mit auf den Weg gegeben“, erzählt er. „Die Vortragenden waren außerdem immer bemüht, up to date zu sein, weil sich im Sport vieles recht schnell ändert. Dann lag es an mir, diese Denkanstöße auf meinen Sport zu transferieren und zu versuchen, mich weiterzuentwickeln.“
Gleichzeitig war es für ihn wesentlich, durch den Studienalltag den nötigen Abstand zum Trainings- und Wettkampfgeschehen zu bekommen: „Ich habe das Studium neben dem Sport als Ausgleich gesehen, um nicht immer nur Gewichtheben im Kopf zu haben.“
Unterstützung durch KADA
Spitzensport mit einem Studium zu kombinieren, das bedeutet auch eine gewisse Doppelbelastung. „Mit der Zeit wurde es immer schwieriger, alles unter einen Hut zu bekommen“, blickt Dominik zurück. „Aber dann habe ich erfahren, dass ich mit der Aufnahme in die Nationalmannschaft Anspruch auf Unterstützung von KADA hatte. Und damit wurde es deutlich leichter, im Studium etwas voranzubringen.“
Im Rahmen von KADAs Studienförderprogramm für Leistungssportler:innen erhielt Dominik organisatorische Flexibilisierungen. „Eine große Erleichterung war die reduzierte Anwesenheitspflicht, als mein Training immer professioneller wurde. Wir hatten im Studium viele umfangreiche Übungen, wie zum Beispiel Schwimmen oder Handball, bei denen ich nicht alle Einheiten geschafft hätte. Außerdem war ich für Trainingslager oder die EM-Vorbereitung viel unterwegs. Dank KADA haben mir die Professor:innen Lernstoff zugeschickt und ich habe Online-Aufgaben bekommen. Sonst wäre das nicht möglich gewesen.“
Ein neues Kapitel bei der Justizwache
Am Ende seiner Studienzeit stand für Dominik Čertov tatsächlich das Ausklingenlasen seiner Karriere im Raum: „Ich habe mich gefragt: Was mache ich jetzt, wenn ich 40 Stunden arbeiten gehen soll? Inwieweit kann ich meine Sportart weiter professionell ausführen? Ich habe mir verschiedene Optionen angeschaut, hin und her überlegt.“
Dann gab ihm ein Freund den entscheidenden Tipp: Er machte ihn auf das neue Sportförderprogramm „Athleta“ der Justizwache aufmerksam. „Da habe ich mir gedacht: Das probiere ich, diesen Schritt traue ich mir zu!“
Nach einem langwierigen Aufnahmeprozess erhielt er Anfang März 2025 zu seiner großen Freude eine Zusage. „Es war eine Riesenerleichterung zu wissen, dass ich meinen Sport zu hundert Prozent weiterführen kann – und dazu sogar noch die Ausbildung zur Justizwache bekomme.“
Dominik Čertov bei Athleta Spitzensport
Ähnlich wie beim Heeres-, Polizei- oder Zollsport ist Dominik als Justizwache-Athlet für die Ausübung seines Sports freigestellt. Für die Ausbildung absolviert er jährlich einen Theoriemonat, entweder im April oder September. Zusätzlich stehen zwei Wochen Berufspraxis in einer Justizanstalt seiner Wahl auf dem Programm, die er zeitlich mit seinen Trainings- und Wettkampfplänen abstimmen kann.
„Das ist eine immense Erleichterung, weil wir im Gewichtheben keine richtige Offseason haben, sondern eine doppelte Periodisierung mit Wettkämpfen im Frühjahr und Herbst. Ich würde sagen, diese Flexibilität und Wertschätzung für uns Athlet:innen machen das Programm der Justizwache zu einem der besten Sportförderprogramme in Österreich“, weiß Dominik zu schätzen. „Und wir sind wie eine Familie.“

Ein Blick in die Zukunft
Mit dem Studienabschluss in der Tasche und dem gesicherten Platz im Athleta-Förderprogramm wollen wir wissen, was für Dominik Čertov als nächstes ansteht. „Ich möchte mich stetig weiterentwickeln und neue Bestleistungen im Reißen und Stoßen machen. Heuer möchte ich die Bundesliga gut abschließen und Limits für die nächste EM erbringen“, schaut er voraus.
Ob die Olympischen Sommerspiele 2028 für ihn ein Fernziel sind? „Absolut! Ich will dafür mein Bestes geben. Durch die Unterstützung, die ich jetzt habe, ist alles möglich.“
Abschließend fragen wir den Gewichtheber, welchen Rat er jungen Athlet:innen auf ihren Weg mitgeben würde. „Auf jeden Fall eine Ausbildung abschließen – ob das jetzt eine Lehre ist, ein Studium oder etwas anderes. Ich weiß, es ist nicht einfach, etwas neben dem Leistungssport zu machen und immer dranzubleiben. Aber es ist gut, mit der Ausbildung einen Ausgleich zu haben, der den Alltag als Sportler:in ergänzt und neben einer Vorbereitung auf das Leben auch eine gewisse Absicherung für spätere Jahre oder ungeplante Ereignisse im Laufe der Sportkarriere mitbringt – mit diesem Risiko lebt man als Sportler:in nämlich immer.“