Nach mehreren Teilnahmen an EMs und WMs, zwei internationalen Titeln und sieben Staatsmeistertiteln beendete Katharina Hochmeir 2024 ihre Karriere im Badminton-Nationalteam. Inzwischen ist sie als Social Media- und Projektmanagerin bei einer Sportmarketing-Agentur tätig. Ganz ohne Badminton geht es aber nicht: Nach wie vor ist die Doppelspezialistin in der Bundesliga aktiv.

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„Die Balance zwischen Badminton und Arbeit taugt mir extrem. Es ist cool, dass ich im Sportbereich arbeiten kann, wo ich hinter den Kulissen viel mitbekomme und laufend dazulerne. Und ich bin wirklich froh, dass ich mit Badminton einen Ausgleich zum Alltag habe und mich weiterhin auf hohem Niveau messen kann“, sagt sie.
Doch ganz angekommen fühlt sich Katharina noch nicht. Sie ist offen darüber, dass der Übergang ins Berufsleben trotz guter Vorbereitung nicht einfach war. In Interview gibt sie Einblicke in ihre Erfahrungen und teilt wichtige Erkenntnisse aus diesem Lebensabschnitt.
Badminton mit Perspektive
Mit Perspektiven für die Zeit nach dem Sport setzte sich Katharina Hochmeir bewusst früh in ihrer Karriere auseinander. Denn: „Es ist fast unmöglich, in Österreich von dieser Randsportart zu leben“, erklärt sie. „Und da hat mir der Badmintonverband KADA empfohlen.“
In der Laufbahnberatung bei KADA entschied sie sich für ein Eventmanagement-Fernstudium, das sie flexibel mir ihrem Sport abstimmen konnte. „Es braucht Mut, nebenbei zu studieren, weil wir im Badminton so viel trainieren“, blickt sie zurück.
„Aber es kann so schnell passieren, dass man sich schwerer verletzt und nicht mehr spielen kann. Da hilft es enorm, ein zweites Standbein zu haben – deine Welt bricht nicht einfach zusammen. Ich konnte mich z.B. in Verletzungspausen ins Studium reinhängen, bis ich wieder auf den Court zurückkehren konnte.“
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So klappt Leistungssport und Studium
Fragt man die Oberösterreicherin nach Studientipps für Athlet:innen, so denkt sie besonders an folgende drei Punkte. Erstens: „Sich einen konkreten Plan mit machbaren Zwischenzielen zurechtlegen! Alles auf einmal geht einfach nicht und man neigt sonst schnell dazu, Ausreden zu finden, um nicht zu lernen – ich habe Muskelkater, mein Knie tut weh, was auch immer. Ich konnte mir im Fernstudium Prüfungstermine frei einteilen und mir damit klare Fristen zum Lernen setzen.“
Zweitens: „Mal raus vom Sport Freunde suchen, die auch studieren. Da bekommt man erst mit, wie viel Zeit regulär Studierende für das Studium aufwenden. Mich hat es motiviert, mich bei ihren Lerneinheiten dazuzusetzen und meinen Stoff durchzuarbeiten.“
Und drittens: „Man hat zwischen Trainings- und Aktivierungseinheiten oder auch besonders auf Wettkampfreisen und Trainingslagern immer wieder etwas Leerlauf. Wenn man diese Lücken gut fürs Lernen nützt, kann man viel weiterbringen.“
Entscheidung zum Karriereende
Gute Studienfortschritte, sportliche Erfolge und eine Aufnahme in den Heeressportkader auf der einen Seite, langwierige Verletzungspausen auf der anderen – Katharina Hochmeir navigierte verschiedene Auf und Abs in ihrer Badmintonlaufbahn.

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Die Entscheidung zum Karriereende kann sie an keinem bestimmten Punkt festmachen: „Ich würde sagen, es war ein schleichender Prozess, der sich aber einfach richtig angefühlt hat. Ich habe gemerkt: Ich drehe mich ein bisschen im Hamsterrad. Ich qualifiziere mich mit meiner Partnerin für die EM und wenn wir dort eine Runde gewinnen – super! Aber zwei Runden haben wir nie geschafft. Und irgendwie hatte ich nicht mehr den Glauben an mich selbst und an meine Fähigkeiten, dass ich – selbst wenn ich neunmal in der Woche trainieren würde – vielleicht einmal ein Viertelfinale erreichen könnte.“
Dazu kam, dass Katharina durch den großen Trainingsaufwand und das viele Reisen einiges aufgeben musste. Familienfeien, besondere Anlässe im Freundeskreis oder einfach Zeit zu Hause. „Und da habe ich mir gedacht, eigentlich bin ich ziemlich neugierig, was mich in der Berufswelt erwartet. Ich war zu dem Zeitpunkt fast fertig mit meinem Bachelor und dann hat es einfach gepasst.“
Herausfordernde Jobsuche
Nach ihrem Ausscheiden aus dem Heeressport meldete sich die ausgebildete Eventmanagerin beim AMS und startete die Jobsuche. „Ich habe mich anfangs einfach überall beworben, wo ich mir dachte, das könnte etwas sein. Aber ich habe ziemlich schnell gemerkt: So leicht ist es nicht. Das war ehrlicherweise schon ein richtiger Dämpfer.“
Sie schaffte es zwar immer wieder in eine zweite oder dritte Bewerbungsrunde, erhielt letztlich aber nur Absagen. „Ich habe jedes Mal gehört, dass es eigentlich super passt – bis auf die fehlende Berufserfahrung. Nicht nur bei Vollzeitstellen, sogar bei Praktika! Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage kann ich den Zugang von Arbeitgeberseite auch verstehen. Aber als junge Sportlerin, die bereit war, die größten Bäume auszureißen, war das eine schwere und stressige Zeit für mich.“
KADA als Wegbegleiter
In dieser Phase war Unterstützung wichtig. „Ich habe mich mehrmals mit KADA getroffen. Da bin ich schon während meiner Studienzeit gerne hingegangen. Mein Berater hat mich immer ermutigt und gelobt, dass ich nebenbei studiere. ‚Du bist auf dem richtigen Weg, das wird sich auszahlen.‘ Es hat gutgetan, das zu hören, weil man selbst immer mehr schaffen möchte und sich am meisten unter Druck setzt. Es waren sehr aufbauende Gespräche auf Augenhöhe und es war schön, diese Wertschätzung außerhalb der Badminton-Bubble zu bekommen.“

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Weil KADA auch als Beratungs- und Betreuungseinrichtung des AMS fungiert, konnte Katharinas Begleitung nach ihrem Karriereende nahtlos fortgesetzt werden. „Mein Berater hat mir Tipps gegeben, nach welchen Jobkriterien ich suchen kann und wir haben gemeinsam meinen Lebenslauf überarbeitet. Außerdem hat er mir gut zugeredet, dass es einfach ein bisschen Zeit braucht und ich geduldig bleiben soll. Es war wirklich Gold wert, diese Unterstützung zu haben.“
Und schließlich klappte es: „Mein jetziger Arbeitgeber hat mir eine Chance gegeben und ich bin sehr dankbar dafür. Aktuell sind es noch 30 Wochenstunden. Aber ich bin bald ein Jahr dort und mein Ziel ist, dass ich hoffentlich bald Vollzeit arbeiten kann.“
Katharina Hochmeirs Ratschläge für einen gelungenen Übergang
Bevor wir zum Ende kommen, wollen wir von Katharina Hochmeir noch eines wissen: Wenn sie heute auf ihren Übergang ins Berufsleben zurückschaut, welche wichtigen Lektionen hat sie gelernt? Das sind ihre Ratschläge:
#1 Unterstützung holen
„Ich würde auf jeden Fall empfehlen, mit jemandem über seine Situation zu reden – in meinem Fall war es eben KADA. Ich habe das als sehr wichtig empfunden, weil mein Berater einfach wusste, wovon er spricht, und mir helfen konnte, mit allem besser umzugehen.“
#2 Übergang vorbereiten
„Es ist wesentlich, etwas vorauszuschauen und während dem Sport eine Ausbildung zu machen, damit man nach der Karriere nicht mit leeren Händen dasteht.“
#3 Eigene Entwicklung fördern
„Im Nachhinein wäre ich gerne konsequenter damit gewesen, mir Zeit für meine Entwicklung außerhalb des Sports zu nehmen. Auch wenn es die Trainer:innen vielleicht nicht so gerne sehen – dieses eine Training mehr, das man in der Woche rausnimmt und für später investiert, z.B. um Berufserfahrung zu sammeln, das hätte mir vieles erleichtern können.“

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#4 Sportkarriere hervorheben
„Bei Bewerbungen seine sportlichen Erfolge hervorheben, wie in meinem Fall z.B. die Teilnahmen an WMs, EMs und den European Games. Die Leute erkennen schon, dass da viel Arbeit und persönlicher Aufwand dahintersteckt. Außerdem habe ich versucht, die besonderen Eigenschaften, die ich als Sportlerin mitbringe, zu betonen. Ich bin extrem zielstrebig, pünktlich, pflichtbewusst und eine absolute Teamplayerin – ich würde niemanden im Regen stehen lassen. Das sind Eigenschaften, die auch im Arbeitsleben hoch eingeschätzt werden.“
#5 Jobchancen ergreifen
„Ich habe einen Job abgelehnt, der nicht im Eventmanagement-Bereich war. Ich glaube, da sollte man ein bisschen offener sein und vielleicht nicht auf den perfekten Job warten, sondern die Chance, die man bekommt, packen und optimistisch reingehen. Denke dir: Die haben etwas in mir gesehen und sie werden mich super einlernen.“
#6 Rückschläge wegstecken
„Und schließlich: Versuchen, Jobabsagen nicht zu persönlich zu nehmen. Man weiß letztlich nie genau, welche Gründe wirklich hinter einer Absage stecken. Am wichtigsten ist, dranzubleiben, an sich zu glauben und seine Chancen zu nützen.“
Unterstützung für deine Laufbahn
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