Tag: 3. Juni 2020

Beate Schrott (Hürdenlauf)

Anfang 2012 begrüßt KADA eine besondere Athletin zum Erstgespräch: Hürdenläuferin Beate Schrott. Es ist der Beginn eines außergewöhnlichen Jahres voller sportlicher Ausrufezeichen für sie. Auf Bronze bei der Leichtathletik EM in Helsinki folgen die Aufstellung des gegenwärtigen ÖLV-Rekords über 100m Hürden, ihre sensationellen Auftritte bei den Olympischen Spielen in London sowie Auszeichnungen bei der Gala Nacht des Sports. Keine Frage also, dass Beate Schrott unsere KADAthlete Story 2012 ist.

Von Erfolgen und Lehrstunden

Es sind der Spaß am Hürdenlauf und der Ehrgeiz, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, die Beate Schrott zu Höchstleistungen antreiben. Seit 2010 ist sie durchgehend unter den Top zwei Hürdenläuferinnen in Österreich zu finden. Unvergessen bleiben vor allem ihre herausragenden Leistungen bei den olympischen Sommerspielen 2012. Damals erreichte sie nach dem überraschenden zweiten Platz im Halbfinallauf den achten Rang im Finale.

„Ich habe in meiner Sportkarriere glaube ich nichts so sehr genossen wie die Olympischen Spiele in London – vor allem als mein Wettkampf vorbei war und Druck und Stress abgefallen sind. Das waren wahrscheinlich die unbeschwertesten Tage meines Lebens. Ich kann mich noch erinnern, dass wir direkt vom Stadion sofort in eine Bar gegangen sind, um zu feiern. Ungeduscht und im Wettkampf-Outfit. Erst als ich nach Hause gekommen bin, wurde es ein bisschen stressig mit Anfragen und Verpflichtungen. Aber ich durfte danach bei ein paar richtig coolen Wettkämpfen starten wie dem Diamond League Meeting in Zürich. 2012 war für mich ein ganz besonderes und unheimlich schönes Jahr.“

@GEPA Pictures

Abseits solcher Glanzmomente sind für sie aber auch schwierige Phasen sehr wertvoll: „Persönlich bin ich am meisten an den – aus sportlicher Sicht – schlechtesten Jahren meiner Karriere gewachsen. Ich glaube, dass Verletzungen und Niederlagen für meine Persönlichkeitsentwicklung wesentlich wichtiger waren als Erfolge. Insofern bin ich sehr dankbar, dass sie passiert sind. Jeder Rückschlag hat mich genau dorthin gebracht, wo ich heute bin.“

Wie sich Studium und Spitzensport ergänzen

Und hier steht sie heute, als erfolgreiche österreichische Athletin und Doktorin der Humanmedizin – richtig gelesen! 2006 inskribierte sie an der MedUni Wien. Es war ein Zeitpunkt, zu dem für die Niederösterreicherin ein derartiger Erfolgslauf nicht absehbar war. Doch wie ließ sich das aufwendige Medizinstudium mit ihrem intensiven Trainings- und Wettkampfkalender unter einen Hut bringen?

„Wir hatten im Studium Jahresprüfungen. Etwa die letzten drei Monate vor der Prüfung hatte ich eigentlich überhaupt keine Freizeit mehr. Aber selbst in dieser Zeit haben sich Sport und Studium gut ergänzt. Wenn mir der Kopf vom Lernen rauchte, bin ich trainieren gegangen und wenn ich vom Training körperlich müde war, habe ich wieder gelernt. Die wichtigsten Wettkämpfe fielen außerdem in die Sommerferien. Auf eine komische Art und Weise hat mir diese Tagesstruktur mit Uni und Training extrem viel Stabilität gegeben und mir dabei geholfen, gute Leistungen zu erbringen.“

In dieser intensiven Zeit begleitete KADA Beate Schrott durch das Studium und verhalf ihr 2016 auch zu einem Job als Projektmanagerin und Trainerin im Health Performance Lab von Maschkan & Kux Sports Consulting: „Dafür bin ich extrem dankbar. Mittlerweile kann ich vom Sport nicht mehr leben, was es notwendig gemacht hat, nebenbei arbeiten zu gehen. Mein Job ist einfach ideal für mich, weil ich aufgrund der flexiblen Zeiteinteilung nach wie vor trainieren und auf Wettkämpfe fliegen kann. Und ich lerne extrem viel dazu, was mir unheimlich Spaß macht.“

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Unbeirrtes Organisationstalent

Leistungssport, Studium und Beruf zu balancieren ist eine große organisatorische Herausforderung. Bei Beate Schrott ist augenscheinlich, dass sie äußerst entschlossen und strukturiert an ihre Ziele herangeht. Für 2020 hatte sie geplant, mit einer letzten Hallen- und Freiluftsaison sowie den Großereignissen Olympia und Leichtathletik-EM ihre Sportkarriere abzuschließen. Aber die Corona-Krise hat ihre Pläne gehörig durcheinandergebracht.

„Die ersten paar Wochen ist es mir gar nicht gut damit gegangen. Ich hatte so viel Frieden mit dem Plan, 2020 meine letzte Wettkampfsaison zu bestreiten, im Herbst zu heiraten, auf Hochzeitsreise zu fliegen, 2021 ein neues Kapitel aufzuschlagen und eine Facharztausbildung zu beginnen. Als ich gemerkt habe, dass dieser Plan nach und nach zerbröckelt, war das schon sehr schwierig für mich. Aber das lehrt mich einfach noch mehr, auf Gott zu vertrauen und auf den Plan, den er für mein Leben hat.“

Während die Entscheidung über ihre Karrierefortsetzung noch aussteht, ist klar, dass Beate Schrott dem Sport auf jeden Fall verbunden bleiben wird. Zum Beispiel durch das Projekt Athletic Girls, bei dem sie an Schulen Leichtathletik-Trainings für junge Mädchen abhält: „Es ist immer wieder cool zu sehen, wie die Mädchen sich selbst überraschen, wenn sie über die Hürden springen – obwohl sie sich das gar nicht zugetraut hätten. Mit Menschen in Berührung zu kommen und ihnen Freude an der Bewegung vermitteln zu dürfen, bereitet mir viel Freude. Es erfüllt mich, ihnen dabei zu helfen, zu einem gesünderen und fitteren Lebensstil zu finden.“

Welche Projekte auch in Zukunft anstehen – wir dürfen gespannt sein und wünschen Beate Schrott alles Gute dafür!